Home » News » Dr. Peter Reinhardt von Betfair im Gespräch mit PokerNews
Dr. Peter Reinhardt von Betfair im Gespräch mit PokerNews
Von Georg Steiner, veröffentlicht auf DE.PokerNews.com

Letzte Woche hat Betfair in Berlin seine neuesten Produkte und Pläne für die Zukunft präsentiert. PokerNews war mit dabei und hat Dr. Peter Reinhardt, Head of Central European Markets, zum Gespräch über Poker, Schleswig-Holstein und den deutschen Glücksspielstaatsvertrag gebeten.

Herr Reinhardt vielen Dank für Ihre Zeit. Betfair hat heute in Deutschland seine neuen Produkte präsentiert, was erwartet die Kunden in Deutschland?

Unsere Kunden erwartet eine ganze Reihe von Produktinnovationen. Da gibt es nicht nur die Sportwettenbörse, die an sich schon ein Alleinstellungsmerkmal ist, sondern ich glaube, dass wir auch im Bereich Games, Casino und Poker ordentlich nachgelegt haben und damit zu den Top Anbietern weltweit gehören. Auch innerhalb des Ongame Networks haben wir einige interessante Promotionen, die den einen oder anderen Kunden interessieren dürften.

Wie sieht die rechtliche Situation in Deutschland aus?

Ja, die Frage ist relativ einfach, die Antwort hingegen ist weniger einfach. Es bleibt kompliziert. Schleswig-Holstein ist mit einem sehr modernen und klugen Gesetz nach vorne marschiert. Das Gesetz umfasst Poker, Casino und Sportwetten, Betfair hat bereits im Mai eine Lizenz erhalten.

Die anderen 15 Bundesländer wollen ja an ihrem restriktiven Modell festhalten und wollen nun versuchen dies mit aller Macht durchzupeitschen. Das Gesetz soll ja mit 1. Juli in Kraft treten, wir wissen nicht, ob das so möglich sein wird, wir haben da erhebliche Zweifel.

Ist eine praxisorientierte Legalisierung und Regulierung überhaupt noch wahrscheinlich?

Ich glaube wir haben keine Alternative dazu, die Frage ist nur in welchem Zeitraum. Wenn die 15 Länder mit ihrem Vorhaben Poker und Casino gänzlich zu verbieten und die Sportwette nur unter strengsten Auflagen zu erlauben, dann wird es wohl auf gerichtlichem Wege zu einer Öffnung kommen müssen.

Wissen Sie, es ist nicht darstellbar, das wir die bestehenden Märkte im Bereich Poker, Casino und teilweise bei Sportwetten so überregulieren, dass wir die Schwarzmärkte überhaupt nicht erfassen. Keiner wird unter diesen strengen Auflagen anbieten können. Damit ist dem Staat nicht geholfen und dem Verbraucher sowie dem Anbieter noch weniger. Es gibt also keine Alternative zu einem sinnvollen Modell. Nur ich fürchte, wenn der Zeitplan überhaupt eingehalten werden kann, dann wird eine Öffnung der Märkte nur über den gerichtlichen Weg erfolgen können, also beispielsweise durch den europäischen Gerichtshof. Das wird dann aber relativ schnell gegen, innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre, davon bin ich überzeugt.

Schleswig-Holstein ist einen eigenständigen Weg gegangen, kann dieser nach der Wahl und einer SPD geführten Regierung Bestand haben?

Das können wir jetzt schlecht sagen. Wir wissen, dass es schon Aussagen der neuen Regierung gab, die diesem Gesetz kritisch gegenüber steht. Man muss allerdings feststellen, es werden bereits jetzt Steuern generiert, das Gesetz funktioniert und es gibt im Moment keine Alternative. Es gibt keine von der europäischen Komission genehmigte Alternative. Worauf soll sich Schleswig-Holstein jetzt umstellen?

Die ersten Lizenzen wurden ja bereits ausgegeben und es ist ja nicht so einfach diese Lizenzen wieder einzukassieren. Da wären ja auch Schadensersatzforderungen mit verbunden. Wir haben in Vertrauen auf diese Lizenz Investitionen getätigt.

Aber wie gesagt, ein Strategiewechsel der neuen Regierung ist gar nicht zielführend. Warum sollte sich eine Regierung sehenden Auges einer Lösung anschließen, die die wichtigen Ziele nicht abdeckt? Das können wir uns kaum vorstellen. Wir können nur appellieren, aber wir wissen es nicht.

Betfair hat bereits in der ersten Runde eine Sportwetten Lizenz in SH erhalten, wie gehen Sie nun damit um?

Wir arbeiten mit Volldampf daran, dass wir ein Produkt schaffen, das den strengen Anforderungen von Schleswig-Holstein gerecht wird. Wir haben eine gewissen Anpassungzeit, innerhalb der wir unsere Angebot an die Anforderungen des Gesetzes anpassen werden. Wir verlassen uns auf das bestehende Gesetz als Grundlage, wir können uns ja nicht auf Spekulationen verlassen. Wir brauchen eine Planungsgrundlage und diese ist die Lizenz, die wir bekommen haben.

Kann eine neue Regierung das Gesetz aufheben, bzw. Lizenzen wieder entziehen?

Nun die Lizenzen können nicht so ohne weiteres zurückgenommen werden. Es gibt ja einen Rechtsschutz, den sie als Lizenznehmer haben und wir verlassen uns auf den Rechtsschutz. Wird das ignoriert, dann gäbe es natürlich Streit.

In der Pokerbranche rollt seit einigen Monaten die Fusionswelle. Ist das eine logische Entwicklung oder zeigt dies, dass es Probleme in der Branche gibt?

Ich glaube, beides ist ein bisschen der Fall. Man muss natürlich feststellen, dass der Poker Boom des letzten Jahrzehnts mit zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr vorbei ist. Wir sehen ein Konsolidierung im Markt, aber auf hohem Niveau.

Wir sehen natürlich auch, dass Stand alone Anbieter Probleme hatten ein technisch so aufwändiges Produkt wie Poker zu wettbewerbsfähigen Bedingungen aufrecht zu erhalten. Poker ist nun mal wahnsinnig anspruchsvoll und sehr kostenintensiv. Da ist es fast logisch sein Kräfte zu bündeln. Ich glaube aber nicht, dass man von grundsätzlichen Problemen sprechen kann, sondern einfach von einer Konsolidierung.

Wie beurteilen Sie den möglichen Zusammenschluss von PokerStars und Full Tilt? Welche Auswirkungen könnte der neue Gigant auf das Angebot haben?

Ehrlicherweise muss ich einräumen, ich weiß gar nicht, was ist denn von Full Tilt noch wirklich übrig? Das wäre für mich als Manager die erste Frage. Wie sieht die Haftungsfrage aus? Da warten ja noch viele Spieler auf ihr Geld. Ich sehe da noch eine Menge Herausforderungen für PokerStars, die Chancen kann ich im Moment schlecht einschätzen, weil niemand genau weiß, was ist da noch geblieben in der Ruine Full Tilt. Insofern sage ich: Nein, keine Angst!

Wir hatten auch keine Angst vor dem Zusammenschluss von PartyPoker und bwin. Gigantenhochzeiten sind nicht immer ganz leicht.

Hans Martin Vogl repräsentiert Betfair Poker in Deutschland, was macht Birdie zum idealen Botschafter für Betfair?

Hans Martin ist ganz einfach ein guter Pokerspieler und ein sympatischer Kerl. Er hat bei uns angeklopft und wir haben gesagt: Ok, machen wir.

Vielen Dank für das Gespräch!

Quelle: DE.PokerNews.com

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 0.0/5 (0 votes cast)
VN:F [1.9.22_1171]
Rating: +1 (from 1 vote)