Gewappnet mit offenen Augen und vor allem einem offenen Ohr für die vielen kleinen und größeren Sorgen und Nöte unserer Pokergäste trete ich um 18:30 Uhr meinen Dienst in der Pokerarena an und schlage mein Tagebuch auf. Naja, eigentlich habe ich es schon gestern geöffnet, denn wie immer hofften wieder einige „Spätberufene“, dass ich noch etwas für sie tun, sprich, ihnen einen Platz im Turnier besorgen könnte. Meine lapidare Antwort „ausgebucht, und zwar schon seit gestern Abend“ hat wohl nicht alle befriedigt und so war ich gezwungen, das 330er Bounty von 60 auf 70 Spieler aufzustocken. So viel zum Thema „wie man Freunde gewinnt“!
Trotz des gigantischen Andrangs schafft es mein Turnierleiter Sebastian Richter, das Turnier pünktlich zu starten. Gut gemacht Sepp! Aber die ganze Wiesbadener Pokertruppe ist ja auch ein seit Jahren bestens eingespieltes und hoch motiviertes Team. Das ist ein Pfund, das seinesgleichen in Deutschland sucht!
Das Turnier selbst habe ich zunächst einmal „links liegen“ lassen, um noch ein wenig Akquise für den Main Event zu machen, Anmeldungen entgegenzunehmen und telefonisch Spieler zu trösten, die sich für Mittwoch und Donnerstag noch anmelden wollten, aber mit Schrecken feststellten, dass die Turniere leider voll sind, seit Tagen. Ob das nun gut oder schlecht ist, liegt im Auge des Betrachters, ich jedenfalls bin sehr zufrieden. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag komplett ausgebucht. Der Main Event am Freitag und Samstag füllt sich rasant, von den 70 Plätzen sind nur noch zwölf frei. Und das 500er Deep-Stack Turnier mit Kult-Charakter am Sonntag läuft auch schon voll. Mann, wenn ich da an die letzten Jahre denke, immer vom Wetter gebeutelt, mussten wir jedes Jahr bis zur letzten Minute zittern, dass es keinen Flop wird – und trotzdem hat’s immer geklappt.
Gegen 23 Uhr werden die Anrufe spärlicher, da ist jetzt Gelegenheit für einen Kaffee und eine Zigarette, wird ja wieder ne lange Nacht. Hab dann doch zwei geraucht, wir liegen ja gut in der Zeit. Wieder zurück im Pokerbereich, werde ich mit einer nahezu unglaublichen Geschichte konfrontiert: Einer der Pokergäste, arg gebeutelt durch (für ihn) unglückliche Rivercards, nimmt an unserer Glücksradaktion teil. Er dreht am Rad und gewinnt dabei zwei Glückjetons im Wert von vier Euro. Diese setzt er am Roulette auf eine 6er Chance (13-18) und gewinnt. Die gesamte Auszahlung von 20 Euro setzt er wieder auf 13-18 („paroli“) und gewinnt erneut, diesmal schon 120 Euro. Irgendein griechischer Gott hat ihm wohl geflüstert, dass die nächste Zahl die 12 sein würde und seiner griechischen Mentalität entsprechend packt er die gesamten 144 Euro auf die 12. Ich würde es ja nicht erwähnen, wenn jetzt die 25 gekommen wäre, aber es kam die 12 (!) – unglaublich. 5.184 Euro aus zwei Glücksjetons! Das war vorgezogene Weihnacht am 13.12.! Mit sich überschlagender Stimme drückt er mir 1.000 Euro in die Hand. „Meld‘ mich sofort für den Main Event an, das gibt’s doch nicht, das gibt’s doch einfach nicht!“
Zwischenzeitlich ist das Spiel am Final-Table voll im Gange, Plätze werden frei und Gewinne werden ausbezahlt …ich lass den Sepp machen. Am meisten freut mich die große Anzahl der „Locals“, die Wiesbadener Pokerclique ist halt treu. Während ich noch grüble, ob das Turnier „in time“ fertig wird und schon mal überschlage, wie ein möglicher Deal aussehen könnte, haben sich die letzten sechs um kurz vor 2 Uhr schon auf einen solchen geeinigt …auch gut, so komme ich mal etwas früher ins Bett! Morgen geht’s ja weiter!
Spielbank Wiesbaden – mehr Poker geht nicht in Rhein-Main!
Und das jede Nacht bis 4 Uhr morgens!
Die Gewinner des Turniers am Dienstag, dem 13.12.2011:
1. NN | 5.100,- Deal |
2. Dr. G. (GR) | 3.300,- Deal |
3. Oliver Feldmann (D) | 3.180,- Deal |
4. Michael Köhler (D) | 2.890,- Deal |
5. Uwe Hofmann (D) | 2.100,- Deal |
6. Michael Ott (D) | 1.750,- Deal |
7. Jens Weyerhäuser (D) | 1.060,- |
8. Dennis Haberle (D) | 850,- |
9. Werner Molner (D) | 640,- |
10. Julian Märgner (D) | 430,- |
Die Pokernacht in Zahlen:
- 156 Pokerbegeisterte
- 20:00 Uhr Turnierbeginn
- 75 € Texas Hold’em, Freeze-Out
- 71 Turnierspieler
- 7 Turniertische
- 23.430 Preisgeldpool
- 5 Cash-Tables im Klassischen Spiel mit Blinds 5/10 und 10/10 (Omaha)
- 2 PokerPro-Tische im neuen Automatenspiel mit Blinds 1/2
Turnierleiter: Sebastian Richter
Quelle: Spielbank Wiesbaden